
Geboren 1986 in Ilmenau, mitten im grünen Herzen Thüringens, begann Robert Wiedemanns Geschichte dort, wo Beton auf Kindheit traf: auf der Pörlitzer Höhe. Ein Plattenbaugebiet aus den 80ern – nicht gerade die Postkartenkulisse der DDR, aber mit genügend Sand und Abenteuer, um aus kleinen Jungs große Träumer zu machen. Wer hier aufwuchs, brauchte keine schicken Spielplätze – ein paar alte Reifen, ein Hügel aus Bausand und Fantasie reichten völlig aus.
Um die Jahrtausendwende kam dann der erste magische Moment: Papas alte Praktica – echtes Ost-Altglas, das klackte, roch und wog wie eine Zeitmaschine. Robert drückte ab – und irgendwas machte klick, nicht nur im Sucher. Als Digital Native griff er bald zur Pentax-Digitalkamera. Eine Beziehung mit Höhen und Tiefen: Sie war Segen und Fluch zugleich – robust wie ein Trabant, aber mit der Laune einer Diva bei Regenwetter.

Parallel dazu pumpte sein Herz längst im 4/4-Takt: elektronische Musik. Westbam und Felix da Housecat waren die Helden, deren Beats den Weg wiesen. Robert stand irgendwann selbst hinter den Decks – irgendwo zwischen Vinylknistern und Neonlicht, immer auf der Suche nach dem perfekten Drop.
2013 dann das Comeback der Kamera – diesmal mit mehr Gefühl und weniger Pixelzählerei. Die Fotografie wurde zum festen Bestandteil seines Lebens. Erst waren da saubere, fast sterile Landschaften – glatt, symmetrisch, schön wie ein frisch gebügeltes Hemd. Doch irgendwann kam die Erkenntnis: Schönheit braucht Dreck unter den Fingernägeln.
Spätestens Corona brachte die Erinnerung zurück: an die Pörlitzer Höhe, an Sand, Staub und grauen Charme. Heute findet Robert die Magie nicht mehr im Perfekten, sondern im Rauhen, Unpolierten, Morbiden. Da, wo das Licht bricht, nicht blendet.

So ist er bis heute unterwegs – zwischen Linse und Lautsprecher, immer auf der Suche nach Momenten, die echt sind.
Und wer ihn kennt, weiß: ein bisschen Sand steckt immer noch in seinen Schuhen.